Bella Italia: Zwischen Historie und High-Tech - btg-Berufsschüler erleben einen lebendigen Austausch. An der Iis Gae Aulenti fand eine spannende Erasmus+ Mobilität statt, die den Fokus auf traditionelle Techniken und nachhaltige Materialien legte. Im Zentrum standen die Verwendung von lokalem Naturstein in der historischen Architektur sowie das nachhaltige und umweltfreundliche Dämmmaterial Reisfaser.
An dieser viertägigen Reise nahmen im März einige unserer Auszubildenden aus den Bereichen Fliesen-Mosaik-Plattenleger:in, Maler/Lackierer:in und Straßenbauer:in teil – ein interdisziplinärer Austausch, der nicht nur die persönliche Entwicklung der Teilnehmenden fördert, sondern auch praxisnahes Know-how für die Zukunft begünstigt. Herzlich empfangen wurden wir durch ambitionierte Schülerinnen und Schüler der italienischen vollzeitschulischen Berufsausbildung Geometra der Gastschule lis Gae Aulenti sowie derem Lehrpersonal.
Der Auftakt der Mobilität war geprägt von inspirierenden Präsentationen beider Schulen, in denen sich die Teilnehmenden gegenseitig vorstellten und Einblicke in ihre gewerksspezifischen Tätigkeiten gaben. Ein besonderes Highlight war die von den Schüler:innen der Iis Gae Aulenti vorbereitete Vorstellung des Projekts La Trappa – Die gegenwärtig buchstäbliche Restaurierung eines ehemaligen mittelalterlichen Klosters und Bauernhofs. Hier liegt der Fokus im Praxisunterricht auf der kunstvollen Instandsetzung von Mauern und Böden durch den Einsatz von regionalem Naturstein. In internationalen Kleingruppen diskutierten die Teilnehmenden anschließend die Vor- und Nachteile klassischer und moderner Verarbeitungstechniken von Naturstein. Dabei wurden innovative Vergleiche mit Alternativmaterialien wie Beton angestellt und die gewonnenen Erkenntnisse schriftlich festgehalten – ein lebendiger Austausch von Ideen und Erfahrungen auf globaler Ebene.
Der zweite Tag führte alle Lernenden zu einer faszinierenden Führung durch das Natursteinwerk Ramella Graniti. Dort wurde eindrucksvoll demonstriert, wie aus großen, unbearbeiteten Natursteinblöcken mithilfe modernster CNC-Technologie hochwertige Platten hergestellt werden – ein Prozess, der bis ins Detail erklärt und auch an beeindruckenden Fertigungsbeispielen, wie etwa der Herstellung von Marmorbänken für einen Londoner Park, veranschaulicht wurde. Ebenso wurden dort Bauteile für die Wallfahrtskirche Oropa gefertigt, die wir uns im Anschluss am Nachmittag natürlich angesehen haben.
Am folgenden Tag stand die Schadensanalyse historischer Naturstein-Elemente in der historischen Altstadt von Turin im Mittelpunkt. Die Schülerinnen und Schüler dokumentierten, analysierten und bewerteten bauliche Schäden an Natursteinfliesen, Fassadenelementen und Straßenaufbauten und schlugen Instandsetzungsmaßnahmen vor – ein spannender und nicht alltäglicher Praxiseinsatz.
Der vierte Tag richtete den Fokus auf das nachhaltige Dämmmaterial Reisfaser. Die Firma Ricehouse beeindruckte mit einem Expertenvortrag, in dem die Entwicklung und einzigartigen Eigenschaften dieses Materials erläutert wurden. Reisfaser bietet nicht nur ähnliche Dämmwerte wie herkömmliche Materialien wie Mineralwolle und Styrodur, sondern verfügt zudem über eine natürliche Resistenz gegen Feuchtigkeit und Schimmelbildung – ideal auch für den Trockenbau sowie zukunftsweisende 3D-Hausdruck-Projekte. Eine anschließende Führung durch die Produktionsstätten und bereits gedämmte Gebäude verdeutlichte den klaren Vorteil des Einsatzes natürlicher, nachhaltiger Materialien.
Den Abschluss bildete eine Präsentation der italienischen Schüler:innen des Ricetto di Candelo – einem mittelalterlichen Fort, das ursprünglich zunächst als Kornspeicher und anschließend als Rückzugsort bei Angriffen Verwendung fand und heute als Museum und Veranstaltungsort vielseitig genutzt wird. Hier wurden unterschiedliche Bautechniken mit Natur- und Backstein praxisnah demonstriert.
In eingeübten kooperativen Teams erstellten die Schüler:innen beider Schulen mithilfe des Programmes artsteps ein virtuelles Museum, das die vielfältigen Ergebnisse und Eindrücke der gesamten Mobilität eindrucksvoll und bleibend dokumentiert.
Unser Fazit: „Unsere Reise vereint: Berufliche Bildung über Landesgrenzen hinweg, den kooperativen und fachlichen Austausch auf Augenhöhe im Hier und Jetzt, eine gute Gelegenheit europäische Freundschaften zu stärken, Kultur (er)leben und eine individuelle Zukunftsgestaltung. Gerne immer wieder!“